Schule oder Schwingplatz — gar nicht so verschieden

19. September 2025

Während die kräftigen Burschen am ESAF 2025 im Sägemehl schwangen und rangen, haben auch unsere Schülerinnen und Schüler täglich ihren ganz eigenen Wettkampf. Zugegeben: Sie tragen weder Zwilchhosen noch werden sie vom Speaker angekündigt — aber wenn der Wecker um 6:30 Uhr oder noch früher läutet, fühlt sich das Aufstehen manchmal fast wie ein erster «Gang» an.

In der Schule warten dann Rechenaufgaben, Rechtschreibung und Vokabeltests — keine Gegner aus Fleisch und Blut, aber mindestens genauso zäh. Wer schon einmal versucht hat, den Bruchrechnungen Herr zu werden, weiss: Das ist ein Ringen, bei dem man manchmal dreimal im Sägemehl auf dem Rücken liegen würde.

Und wie bei den Schwingern gilt: Aufstehen, Rücken abklopfen lassen (oder das Heft geraderücken) und nochmals probieren. Auch unsere Schülerinnen und Schüler brauchen Ausdauer, Nervenstärke und ein gutes Stück Humor, um durchzuhalten. Statt Applaus vom Publikum gibt es vielleicht ein Lob der Lehrerin oder ein Glacé von den Eltern — aber der Stolz nach einem gelungenen «Gang» (alias Prüfung) ist derselbe.

Ein Beispiel gefällig? Wenn die 5. Klasse an einem warmen Sommernachmittag noch bei 30 Grad Französischwörtli bei Herrn Allmann paukt, während draussen der See lockt — dann ist das mindestens so hart wie ein Hosenlupf im Schlussgang. Oder wenn ein Schüler nach der Schule direkt aufs Feld muss, um beim Heuen zu helfen, und dabei mehr Heuhaufen als Hausaufgaben bewegt — dann weiss man: Auch das ist Training, einfach mit Naturduft statt Sägemehl.

So gesehen haben die Schwinger und unsere Kinder mehr gemeinsam, als man denkt: Beide zeigen Tag für Tag, dass man mit Übung, Fleiss und etwas Durchhaltewillen Grosses erreichen kann.

Oliver Riederer, Schulischer Heilpädagoge